Musée Maillol, Paris Doisneau Ausstellung


Paris, Stadt der Liebe und der flüchtigen Momente, öffnet im Musée Maillol ein Fenster in die Vergangenheit – zu Robert Doisneaus Bildern, die das Herz der Stadt in ihrer zartesten Poesie festhalten.


Ein Besuch im Pariser Musée Maillol lohnt sich derzeit ganz besonders – denn dort ist bis zum 12. Oktober 2025 eine umfangreiche Retrospektive dem legendären französischen Fotografen Robert Doisneau gewidmet. Unter dem Titel „Instants donnés“ (Gegebene Momente) entfaltet sich ein faszinierender Bilderkosmos, der nicht nur das Herz von Fotografie-Liebhabern höherschlagen lässt, sondern auch einen tiefen, poetischen Blick auf das Leben in Frankreich des 20. Jahrhunderts gewährt.


Doisneau, der 1994 verstorben ist, zählt zu den bedeutendsten Vertretern der humanistischen Fotografie. Weltbekannt wurde er durch sein ikonisches Foto „Le Baiser de l’Hôtel de Ville“, das zwei Liebende mitten in Paris einfängt. Doch Doisneaus Schaffen reicht weit über dieses eine berühmte Bild hinaus. Die Ausstellung in Paris zeigt das beeindruckende Ausmaß seines Werkes – über 400 Fotografien sind zu sehen, sorgfältig ausgewählt aus einem Archiv von rund 450.000 Bildern. Es ist die größte Retrospektive über Doisneau, die Paris seit zwei Jahrzehnten erlebt hat.


Was diese Ausstellung so besonders macht, ist ihre thematische Vielfalt. Sie gliedert sich in mehrere Abschnitte, die jeweils unterschiedliche Facetten von Doisneaus künstlerischem Schaffen beleuchten. Zu entdecken gibt es bekannte Serien über das Leben in den Pariser Vorstädten, die Kindheit, das Treiben in den Bistros, aber auch seine elegante Seite als Fotograf für die Zeitschrift Vogue in den Nachkriegsjahren. Jedes Thema ist mit großer Sensibilität und liebevollem Humor umgesetzt – Doisneau verstand es wie kein anderer, das Alltägliche mit einem Hauch Magie zu versehen.

Robert Doisneau Les coiffeuses au soleil Paris
© Robert Doisneau Les coiffeuses au soleil Paris juin 1966


Die Ausstellung geht aber noch weiter: Sie zeigt auch bislang kaum bekannte oder nie veröffentlichte Werke. Darunter experimentelle Fotocollagen und Montagen mit surrealistischem Einschlag sowie überraschend humorvolle Arbeiten aus Doisneaus Zeit in der Werbung. Zahlreiche persönliche Gegenstände, Dokumente und audiovisuelle Medien runden das Erlebnis ab und erlauben einen intimen Blick auf die Persönlichkeit hinter der Kamera.


Besonders bewegend ist die Sektion über Doisneaus Auseinandersetzung mit der sozialen Realität der Nachkriegszeit. In eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotografien aus den 1940er- und 1950er-Jahren dokumentiert er das Leben in den Pariser Vorstädten: dicht bevölkert, roh, ehrlich. Jahrzehnte später kehrt er an dieselben Orte zurück – diesmal mit Farbfotografie. Die einst lebendigen Viertel wirken plötzlich leer und entmenschlicht. Ein starker Kontrast, der zum Nachdenken anregt.

les bouchers melomanes café la Tartine Porte de la Villette Paris
© Robert Doisneau les bouchers melomanes café la Tartine Porte de la Villette Paris


Auch prominente Persönlichkeiten begegnen uns in der Ausstellung: Picasso, in orangefarbenen Seidenstoff gehüllt; Giacometti, versunken in seinem Atelier; Niki de Saint Phalle mit ihren ikonischen „Nanas“; oder David Hockney, stilbewusst und blondiert. Es sind intime, oft überraschende Porträts, die Doisneaus Gespür für Nähe und Augenhöhe zeigen.


Ein weiteres Highlight: die Serie vom 14. Juli 1949 in der Rue des Canettes. Doisneau fotografierte an diesem Tag von früh bis spät, dokumentierte mit stiller Geduld das bunte Treiben – und schloss seine Serie mit einem melancholischen Bild: dem „Dernière Valse“, dem letzten Walzer bei Einbruch der Nacht. Es ist ein leiser Abschluss eines lauten Tages – ganz typisch für den Fotografen, der das Leben in all seinen Nuancen festzuhalten wusste.


Zum Schluss führt die Ausstellung den Besucher zu Doisneaus späten Farbwerken. Die Kuratorin verrät: Gegen Ende seines Lebens äußerte Doisneau, dass er – wenn er noch einmal von vorn beginnen könnte – alles in Farbe fotografieren würde. Es ist eine Aussage, die das Gewicht eines langen künstlerischen Weges trägt – und gleichzeitig die Tür öffnet zu einer neuen, farbenfrohen Sicht auf sein Werk.


Wer sich für Fotografie, Paris oder die Kunst des genauen Hinschauens interessiert, sollte sich dieses Ausstellungsereignis nicht entgehen lassen. Robert Doisneau war nicht nur ein Fotograf, er war ein Chronist des Alltags, ein stiller Poet mit Kamera, ein Menschenfreund mit wachem Auge – und das Musée Maillol bietet aktuell eine wunderbare Gelegenheit, ihm ganz nahe zu kommen.


Praktische Informationen


Ausstellung „Robert Doisneau. Instants donnés“
Laufzeit: bis 12. Oktober 2025
Öffnungszeiten:
Täglich geöffnet von 10:30 bis 18:30 Uhr (letzter Einlass 17:30 Uhr)
Donnerstags bis 22:00 Uhr (letzter Einlass 21:00 Uhr)
Montags geöffnet

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