Das Picasso-Museum in Paris lädt Kunstliebhaber und Interessierte zu einer außergewöhnlichen Sonderausstellung ein, die sich mit den frühen Schaffensjahren von Jackson Pollock, einem der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts, beschäftigt. Unter dem Titel „Jackson Pollock: Les Premières Années 1934–1947“ werden vom 15. Oktober 2024 bis zum 19. Januar 2025 mehr als 100 Werke Pollocks präsentiert, darunter Gemälde, Zeichnungen und weitere künstlerische Objekte.
Diese Ausstellung gibt seltene Einblicke in die formative Phase von Pollocks Karriere und beleuchtet, wie sich der junge Künstler in einer Phase intensiver Experimente von verschiedenen Kunstströmungen inspirieren ließ und schließlich seinen unverwechselbaren Stil entwickelte.
Pollock und der Abstrakte Expressionismus
Jackson Pollock (1912–1956) war ein Pionier des Abstrakten Expressionismus, einer Kunstbewegung, die in den 1940er- und 1950er-Jahren in den Vereinigten Staaten aufblühte. Seine innovative Maltechnik, das sogenannte „Dripping“, bei dem Farbe auf die Leinwand getropft oder gespritzt wird, revolutionierte die Kunstszene seiner Zeit. Anstatt wie traditionell üblich den Pinsel zu verwenden, erschuf Pollock dynamische, spontane Kompositionen, die Bewegung, Energie und Emotion zum Ausdruck brachten.
Die Ausstellung imPicasso-Museum fokussiert sich jedoch nicht auf Pollocks weltbekannten Dripping-Stil, sondern auf die Zeit davor, als er sich unter dem Einfluss des Regionalismus, der mexikanischen Wandmalerei und der Kunst der amerikanischen Ureinwohner mit traditionellen Themen und Techniken auseinandersetzte. In einer modernen und anschaulichen Präsentation werden die Werke in drei großen Abteilungen gezeigt: „Prähistorie“, „Leben und Traditionen“ sowie „Amerikanische Kunst für das moderne Leben“.
Besucher haben die Gelegenheit, Pollocks Entwicklung von einem jungen Künstler, der mit verschiedenen Stilen experimentierte, bis hin zu einem der revolutionärsten Maler seiner Generation nachzuvollziehen. Dabei wird deutlich, wie seine Auseinandersetzung mit Themen wie Identität, Tradition und Moderne den Grundstein für seinen späteren Durchbruch legte.
Jackson Pollock, The Key (1946) im Picasso Museum Paris
Picasso und Pollock: Eine unsichtbare Verbindung
Dass die Ausstellung im Picasso-Museum stattfindet, ist kein Zufall. Obwohl Jackson Pollock und Pablo Picasso sich nie persönlich begegneten, hatte Picasso einen entscheidenden Einfluss auf Pollocks künstlerischen Werdegang. Pollocks Auseinandersetzung mit Picassos Werk begann 1937, als er einen Artikel von John D. Graham mit dem Titel „Primitive Art and Picasso“ las. Diese Lektüre weckte sein Interesse an der Kunst der amerikanischen Ureinwohner und an Picassos bahnbrechender Arbeit.
Einen besonders tiefen Eindruck hinterließ Picassos monumentales Werk „Guernica“, das Pollock 1939 erstmals sah. Dieses antifaschistische Meisterwerk, verbunden mit einer Retrospektive von Picassos Werken im Museum of Modern Art (MoMA) in New York, inspirierte Pollock dazu, hybride Figuren zu erschaffen. Er verband Elemente von Picassos Formensprache mit Motiven indigener Kulturen.
Picassos Experimentierfreude und die Art, wie er Form und Farbe einsetzte, beeinflussten Pollocks spätere abstrakte und expressive Werke maßgeblich. Man könnte sagen, dass Picasso einen Grundstein für Pollocks Dripping-Technik legte, die ihn zu einer Ikone der amerikanischen Kunst machte.
Die Ausstellung über Jackson Pollock ist auch eine wunderbare Gelegenheit, das neu gestaltete Picasso-Museum in Paris zu erkunden. Das Museum befindet sich in der prachtvollen Stadtvilla Hôtel Salé, einem der beeindruckendsten Gebäude im historischen Marais-Viertel. Nach dem Ende des Picasso-Jahres 2023 wurde die Dauerausstellung des Museums vollständig überarbeitet. Sowohl die Anordnung als auch die Auswahl der Werke wurden neu konzipiert, sodass sich selbst langjährige Besucher auf eine frische und inspirierende Präsentation freuen können.
Die Dauerausstellung zeigt eine facettenreiche Sammlung von Picassos Werken, die verschiedene Phasen seines Lebens und Schaffens abdeckt. Der Besuch des Museums bietet so einen faszinierenden Dialog zwischen den Werken zweier Künstler, die trotz unterschiedlicher Generationen und Ansätze eine unsichtbare Verbindung teilen.
Highlights: Über 100 Werke von Jackson Pollock, Einblicke in seine frühen Einflüsse und Entwicklungen, moderne Präsentation in thematischen Abteilungen.
Diese Sonderausstellung bietet nicht nur eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Jackson Pollocks frühen Jahren, sondern wirft auch ein Licht auf die Wechselwirkungen zwischen amerikanischer und europäischer Kunst. Sie verbindet zwei Ikonen der Kunstgeschichte – Picasso und Pollock – und zeigt, wie kulturelle Einflüsse grenzüberschreitend wirken können.
Ein Besuch lohnt sich sowohl für Kenner als auch für Neulinge in der Welt der Kunst – und lässt tief in die kreative Entwicklung eines Künstlers eintauchen, der die moderne Malerei für immer verändert hat.
